Kochen als Geste

Nach dem verheerenden Erdbeben in Afghanistan macht sich eine Gruppe aus dem ijgd-Familientreff in Wismar auf, um für 150 geflüchtete Männer zu kochen.

10.11.2023

Der Familientreff „Wismar miteinander“ ist ein Projekt der ijgd-Geschäftsstelle Wismar in Zusammenarbeit mit der benachbarten Kirchengemeinde St. Nikolai. Am 19.10.2023 fuhr eine kleine Gruppe von Frauen aus dem Familientreff nach Upahl. Der Ort im Landkreis Nordwestmecklenburg tauchte in den vergangenen Monaten immer wieder in den Nachrichten auf und sorgte für viele negative Schlagzeilen – von Besorgnis bis offenem Rassismus. Der Ort beherbergt eine neue Unterkunft für momentan 150 geflüchtete Männern. Die Familien sind in anderen Gemeinschaftsunterkünfte und dezentral in Wohnungen untergebracht.

An jenem Donnerstag haben wir für die Männer Essen zubereitet, gekocht und hingebracht. Zwei Tage haben zehn Frauen sowohl in der ijgd-Seminarküche als auch zu Hause gekocht. Zusammen mit zwei Autos wurden mehr als 130 Portionen nach Upahl gebracht. Vorausgegangen war das verheerende Erdbeben in Afghanistan/Herat am 7. Oktober, bei dem über 2.500 Menschen, vorrangig Frauen und Kinder ums Leben gekommen sind.

In der afghanischen Kultur gibt es die Tradition, dass wenn etwas sehr schlimmes passiert und Menschen sterben, als Akt der Nächstenliebe für die Hinterbliebenen oder auch für Bedürftige zu kochen. Damit auch die Männer das Gefühl haben, es wird an sie gedacht, wurde sich kurzfristig entschlossen, als Geste der Freundlichkeit und des Respekts für sie zu kochen. Beteiligt waren Frauen aus Afghanistan, Syrien, Iran und Irak. Der Familientreff „Wismar miteinander“ ist zu einer festen Institution in Wismar geworden. Die geflüchteten Frauen von einst organisieren sich mittlerweile und entwickeln eigene Ideen, führen diese durch und unterstützen sich gegenseitig. 

Ein Zitat einer jungen Frau aus dem Iran fasst das Ereignis genau zusammen: „Grüße und Dank an alle, die uns heute begleitet haben. Wir sind vielleicht nicht immer in der Lage, großartige Dinge zu tun, um unsere Wunden zu heilen aber manchmal beruhigen die kleinsten guten Taten unser Herz und unsere Seele. Heute haben wir in Gedenken an alle vom Erdbeben betroffenen Menschen versucht, warmes Essen für unverheiratete junge Menschen zuzubereiten, die im Lager leben und weit weg von der herzlichen Umarmung der Familie sind. Nicht weil sie hungrig sind, sondern um sie daran zu erinnern, dass sie nicht allein sind und dass wir als Familie an ihrer Seite sind. Vielen Dank und Respekt an alle Freunde, die uns heute geholfen haben. In der Hoffnung auf Frieden und Freiheit für alle.“

Bei einer kleinen Kerzenandacht am 12. Oktober in Wismar sind 380 Euro zusammengekommen. Das Geld ging an die NGO „Visionsforchildren“ , die Hilfsgüter in die Region liefert. Auch das wurde von den Frauen aus dem Familientreff „Wismar miteinander“ organisiert.

Finde deinen Dienst!